Deutsch (Deutschland)

3 Frühbarock-Flöte

Im Titel war als nächstes der Name "Kynsecker" aufgeführt, ein Vertreter des frühbarocken Blockflötenbaus.           

3.1 Was ist die Frühbarock-Flöte?

Die Frage, was die typische Blockflöte des Frühbarock sei, ist schwer zu beantworten. Es war eine Übergangszeit, und die erhaltenen Instrumente sind von recht unterschiedlicher Bauweise. Wir sind bei der Betrachtung auf   relativ wenige Instrumente und schriftliche Quellen angewiesen, bei denen sich jedoch einige Charakteristika herauskristallisieren. Betrachten wir einfach zwei wichtige Quellen:           

Mit die bekanntesten Instrumente aus dieser Epoche sind ein Satz von je 2 Sopran-, Alt- und Tenorflöten und einem Bass von Hieronymus Franz Kynsecker aus Nürnberg, die heute dort im Germanischen Nationalmuseum lagern. Diese sind zwar erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstanden, doch ihre ausgesprochen konservative Bauweise weist deutlich 50 Jahre in die Vergangenheit zurück.

Ohne Zweifel war Kynsecker nicht der allergrößte seiner Zunft, seine Instrumente sind vor allem bedeutsam wegen ihres relativ guten Erhaltungszustands und ihrer eigenwilligen Formgebung mit dem charakteristischen   Wellennprofil an den Kopfstücken. Ihre klangliche und Stimmungsqualität ist wohl bestenfalls als mäßig zu betrachten, so dass sie mehr ein interessantes Studienmaterial als ein lohnendes Vorbild für die Rekonstruktion darstellen.

Eine interessante schriftliche Quelle stellt Jacob van Eycks  "Fluyten-Lusthof" dar, in dem der Autor zu Beginn eine kurze Spielanleitung  für die damals gebräuchliche "Hand-Fluyt" mitliefert, in der er im wesentlichen die heute gebräuchliche barocke Griffweise beschreibt, abgesehen von den anderen Griffen für die Quarte, die wir inzwischen als "historische" Griffweise bezeichnen.

Diese Griffe, vor allem die uns heute vertrauten für das dritte Register, sind auf den erhaltenen Instrumenten aus dieser Zeit fast durchweg anwendbar.

3.2 Bau-Charakteristika

Baulich betrachtet, stellen die Instrumente aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts durchweg eine Weiterentwicklung des  "klassischen" Renaissanceflöten-Typus dar, mit einer deutlichen Verengung der    Innenbohrung am unteren Ende, die ansonsten oft nahezu zylindrisch oder nur sehr schwach umgekehrt konisch verläuft. Die Bohrungen sind insgesamt jedoch meist deutlich enger als bei den alten Consort-Flöten. Auch die Aufschnitte sind etwas weiter geworden.        

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Bohrungsdiagramm Frühbarock-Flöte           

3.3 Klangliches Resultat

Das Klangbild dieser Instrumente ist gegenüber früher deutlich obertonreicher und "solistischer" geworden, der typische Barock-Klang mit seiner näselnden Ausprägung deutet sich schon leicht an.           

Meist sind die Instrumente jedoch deutlich noch mischungsfähig, wurden wohl auch oft noch im Consort gespielt, wie auch Kynseckers Satz vermuten lässt.